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Pressemitteilung

Berlin, den 4. Oktober 2005
Henry-Martin Klemt erhält
Heinrich-Vetter-Literaturpreis 2005

Mannheim. Mit dem Heinrich-Vetter-Literaturpreis 2005 ist am ersten Oktober-Wochenende der Autor des viademica.verlages berlin, Henry-Martin Klemt, ausgezeichnet worden. Der Frankfurter Lyriker erhielt die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung für sein Gedicht „Abrahams Lied“ im Rahmen eines Festaktes im Heinrich-Vetter-Forum der Kunsthalle Mannheim, an dem neben Vertretern des Literarischen Zentrums Rhein-Neckar „Die Räuber ´77“ auch Vertreter der Stadt Mannheim sowie der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, Michael Sieber, teilnahmen.

Unter dem Motto „Der Not gehorchend, nicht dem eigenen...“ (Schiller) hatten sich 367 Bewerber aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Kanada, den USA und China mit knapp 1000 Gedichten um den jährlich vergebenen Preis beworben. Eine Jury hatte die anonym eingereichten Arbeiten bewertet. Sie würdigte vor allem Klemts Gefühl für die sprachliche Balance sowie den Mut des Autors, Bekanntes mit Ungewöhnlichem und Aktuelles mit Zeitlosem zu verbinden.

Im viademica.verlag berlin erschien von Henry-Martin Klemt der in Kooperation mit dem Fotografen Matthias Kapke entstandene Lyrik-Bild-Band „Hautkontakte“. Mehr informationen unter www.viademica.de bzw. im Detail unter
http://www.viademica.de/content/buchkatalog/detail.php?id=150

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ABRAHAMS LIED (Text Literaturpreis)

Ein Himmel mit Sternen
aus Blech, ein Keller voll
Leichengeruch und ein Benz,
der den Prostatakrebs
zum Stab fahren soll,

Erektionen, niedergesoffen
beim Ball der Wohltätigkeit,
sind die Macht. Sonst nichts.
Aber das zu begreifen,
braucht der Mensch Zeit.

So alt muss er erst einmal
werden, wenn sie ihn bedroht,
so hart, sein Versteck
nicht zu verraten und sich
tot zu stelln vor dem Tod,

weil kein Engel erscheint
an dem verschissnen Altar,
wo ich meinen Sohn
schlachte für sieben Milliarden
Barrel im Jahr.

 

Vita

Henry-Martin Klemt
Gubener Straße 16 B
15230 Frankfurt (Oder)
Tel: 0335.53 55 47
fax: 0335.32 60 87
mail: klemt@hmklemt.com
web privat: http://www.pictodate.business.t-
online.de/hmkprivat/index.html

web business: http://www.pictodate.de

Henry-Martin Klemt wurde am 3. April 1960 in Berlin geboren. Er arbeitet seit 1994 als freier Text- und Bild-Journalist in Frankfurt (Oder), ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Nach der Ausbildung zum Facharbeiter für Drucktechnik, Arbeit als Offsetkopierer und Armeezeit erwarb er 1985 den Hochschulabschluss Literatur am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig. Er war Mitarbeiter im VEB Halbleiterwerk Frankfurt (Oder), freier Schriftsteller und Feuilletonredakteur einer Tageszeitung. Klemt ist Mitglied im Literaturkollegium Brandenburg und im Deutsch-Polnischen Literaturbüro Oderregion e.V. sowie Mitbegründer der IjA – Interessengemeinschaft junger Autoren in Frankfurt (Oder), die auch deutsch-polnische Literaturprojekte und Publikationen realisiert.

Zu seinen Lyrik-Veröffentlichungen gehören:
„Poesiealbum 242“ (Verlag Neues Leben. Berlin 1987)
„Wegzeichen“ (Stadt Frankfurt (Oder). Frankfurt (Oder) 1990)
„Freiheit riecht nach Verbranntem“ (edition rotdorn. Potsdam 1997)
„Menschenherz“ (Verlag Die Furt. Jacobsdorf 2002)
„Hautkontakte“ (viademica.verlag berlin. Berlin 2004)
sowie Publikationen in Anthologien, Print- und Funkmedien

Lesungen in Deutschland, Polen, Österreich, Italien,
Russland, Rumänien

Gedichte wurden ins Polnische, Russische, Rumänische,
Italienische, Französische übersetzt.

Klemt arbeitet mit Schauspielern, Kabaretts,
Liedermachern und Gruppen.

Mitwirkung an LPs/CDs:
„Millionen Emotionen“, 1989, der Rockgruppe „Wahkonda“,
Frankfurt (Oder),
„Heimwärts“, 1997,
„Nur diese eine Schwalbe“, 2003, und
„Fluss unterm Eis“, 2005, der Gruppe „Quijote“, Chemnitz,
„Liebeslieder nach 12“, 2002, und
„Mein Grund“, 2003, von Frank Viehweg, Berlin,
„Jetzt sind wir hier“, 2003, mit den „Frankfurt AllStars“,
Frankfurt (Oder)
„Drei Liter Landwein“, 2001, und
„Bald Anders“, 2004, der Gruppe „Drei Liter Landwein,“
Frankfurt (Oder).

Klemts wichtigste Nachdichtungen sind
das „Requiem“ von Anna Achmatowa (Potsdam 1992) und
Gedichte von Vadim Sidur (Berlin 1992).

Preise & Ehrungen
Klemt erhielt unter anderem den Reinhard-Weisbach-Preis 1982, den Hans-Weber-Förderpreis 1989, ein Stipendium des brandenburgischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur 1996, den Ehm-Welk-Literaturpreis 1996, als einziger deutscher Autor einen Preis des 3. „Festivals Internazionale di Poesia 1997” in Genua (Italien) sowie den Mannheimer Heinrich-Vetter-Literaturpreis 2005.

 

Textauswahl zur freien Veröffentlichung:
___________________________________________

Mannheimer Literaturpreis
geht an die Oder

Frankfurt (Oder) / Mannheim. Er schrieb 1995 unter dem Titel „Ortsschild F.“: „Diese Stadt bietet / zwei Möglichkeiten, / berühmt zu werden: / Erschieß dich oder / box dich durch.“ Ich stelle mir ein Foto vor: Heinrich von Kleist und Henry Maske. Zwischen den beiden mein Freund Henry-Martin Klemt, der Dichter, Journalist, Fotograf und Familienvater aus Frankfurt (Oder). Musste sich Heinrich von Kleist tatsächlich erst erschießen, um berühmt zu werden? Seine Biografie spricht dafür. Dann wäre durchboxen die einzige lebendige Alternative. Klemt boxt sich dichtend durch, mit seiner Art die Welt zu sehen, mit seinen Liedern, Geschichten und Gedichten. Er eckt an. Er fällt auf. Er wird fallen gelassen. Er wird von manchen Tageblättern ignoriert, als sei er nicht längst einer der populärsten und produktivsten Künstler dieser Stadt.
Klemt kann sehr zärtlich sein. Mit seinen Lieben, in seinen Liedern, mit allem, was zerbrechlich ist. Und er kann ackern, ohne sich zu schonen. Die Brötchen für eine vierköpfige Familie wollen erschrieben sein. Wer neben dem manchmal 16-stündigen journalistischen Tage- und Nachtwerk auch noch gute Gedichte und Lieder schreibt, der muss zum Schreiben berufen sein. Seine Gedichte und Lieder sind verdammt gut.
Klemt blickt auf eine stattliche Bilanz zurück: Reinhard-Weisbach-Preis 1982, Hans-Weber-Förderpreis 1989, ein Stipendium des MWFK 1996, Ehm-Welk-Literaturpreis 1996 und 1997, einen Preis beim 3. Festival Internazionale di Poesia in Genua (Italien). In diesem Jahr hat er sich an einem weiteren Wettbewerb beteiligt: Das literarische Zentrum Rhein-Neckar-e.V. schreibt alljährlich einen Literaturpreis aus. Eine fachkundige Jury hat aus einer großen Zahl von Einsendungen den Text „Abrahams Lied“ ausgewählt und ihm den ersten Preis zuerkannt.
„Abrahams Lied“ ist eine Parabel, die den Wahnsinn des Krieges thematisiert. Der biblische Abraham, der Präsident der USA, der Mann und Vater schlechthin sind bereit, das Beste und Wichtigste was sie im Leben gemacht haben, zu opfern - ihren Sohn. Für Macht und Öl. Vor diesem Wahnsinn kann man die Augen und Ohren verschließen, man kann sich erschießen, oder man macht ihn zum Thema eines Gedichtes. Die Jury hat den Gehalt des Textes und seine künstlerische Meisterschaft erkannt und ihn zum Siegertext gekürt, und ich höre Henry Maske sagen: Man Klemt, ein guter Kampf und vor allem: den Kopf eingesetzt und geschützt. Kleist nickt dazu und ein wehmütiges Lächeln spielt um seine Mundwinkel …
Ich betrachte das Foto und er gefällt mir gut, zwischen diesen beiden - der deutsche Dichter
Henry-Martin Klemt. Ich gratuliere zum Mannheimer Literaturpreis 2005. Klasse boxt sich eben durch.

Maik Altenburg

 

Nachfolgende Texte sind der Internetseite „Mannheimer Heinrich-Vetter-Literaturpreis“ entnommen. Diese Website informiert u.a. über die Ausschreibungsbedingungen sowie über Preisträger vergangener Jahre.

Mannheim, am Sonntag, dem 2. Oktober 2005,
im Heinrich-Vetter-Forum der Kunsthalle:

Rede des Geschäftsführers der „Räuber `77“,
Adolf Kutschker

Sehr geehrte Ehrengäste!
Sehr geehrt werdende Preisträger,
sehr geehrte Wettbewerbsteilnehmer
sowie alle, die als Literatur-Interessierte unserer Einladung Folge leisteten!
Herzlich willkommen hier im „Heinrich-Vetter-Forum“, der Gedächtnisstätte des „Anstifters“ und „Ehrenräubers“.

Festgemauert
im Computer
steht der Text
schwarzweiß
gebannt.
Heute muss es
sich entscheiden:
Drei gewinnen...
die andren leiden.
Der Triebe Nöte
sind frappant.

Dies als Reminiszenz an unseren gestrigen „Räuberabend“ im Kunstverein. „Schillerissimo“ unser Eigenbeitrag zum Jubiläum. Da in diesem Jahr „Lyrik“ bei unserer Ausschreibung an der Reihe war und zudem Mannheim das „Schillerjahr“ plante, lag es nahe, ein „geflügelt Wort“ von ihm als Thema zu wählen.

„Der Not gehorchend, nicht dem eig´nen...“

Was allerdings den „Antrieb“ etwas dämpfte und die Nöte der Teilnehmer vergrößerte. Der freien Schöpfung freien Lauf zu lassen, wurden Grenzen gesetzt. Dem Trieb gehorchend, nicht der eig´nen Not – sondern der Notwendigkeit, wenigstens einige Tatsächlichkeiten klarzustellen:
Die Teilnehmer, vom Schüler bis zum Professor und mehrfach bepreisten Autor, von der Studentin bis zur professionellen Schreiberin. Hausfrauen, Rentner, Journalisten, Einkäufer, Verkäufer, Aussteiger, Quereinsteiger, Preistreiber, Inländer und auch Ausländer... Denn nicht nur aus der Metropolregion des Rhein-Neckar-Dreiecks mit 65 und auch nicht nur aus den deutschsprachigen Ländern wie Österreich mit 37 und der Schweiz mit 13 Einsendern, ja nicht nur aus den europäischen Mitgliedsstaaten, nein auch aus Übersee erreichten uns Beiträge zum Wettbewerb. Von den 367 Einsendern waren erstaunlicherweise 199 männlich und nur 177 weiblich. Jedoch die wenigsten beschränkten sich auf einen Gedichtsbeitrag. Überwiegend wurde das Kontingent, nämlich drei Gedichte, ausgenutzt, so dass 997 Gedichte zusammenkamen.
Der kürzeste Text lautete „Stalin“. Das Kennwort dazu war länger. Das längste Gedicht – aber damit will ich Sie verschonen. Diesmal war nur ein handgeschriebenes Werk dabei, und das kam aus China. Doch die meisten Texte waren von der Optik her durchaus druckreif.
Der Ursprung des Wettbewerbs – als Ansporn für die Mitglieder der "Räuber `77" gedacht – ist, das Echo des Räuberaufrufs beweist es, inzwischen doch beträchtlich gewachsen. Erfreulich, dass mit relativ bescheidenen Mitteln im Vergleich zu anderen Aktionen dadurch weltweite Aufmerksamkeit bewirkt werden konnte. Aufmerksamkeit auf eine Stadt, die in Sprache und Schreibe überquadratiert (siehe Duden und das Institut für Deutsche Sprache), jedoch auch ihre Verbindung zum Rad und seinen Folgen nicht „auto“matisch leugnen kann. Also der Trieb musste schon da sein, um der Not freie Bahn zu verschaffen. Aber dann begannen für manche erst die eigentlichen Nöte. Die Poeten als Seismographen und Lotsen über Untiefen der Realität. Die dichterische Eingebung als der existentielle Bestandteil kulturellen Lebens und das Vetter-Forum als Ort fürs Wort und Hort für bildhafte Verlautlichung poetischer Inhalte.
Tatort Vetter-Forum, eine Rückblende: Bevor Herr Heinrich Vetter Ehrendoktor wurde, war er schon Ehrenräuber. Und somit lag es nahe, dass er dies in dem Film über sein Leben auch festgehalten haben wollte. Die Dokumentation fand hier in diesem Raum statt. Ein Werkstatttreffen wurde inszeniert, an dem er aktiv teilnahm. Mein Beitrag schilderte die Not einer plötzlichen Eingebung, bei Abwesenheit von Papier und Stift, diese sich durch fortwährendes Wiederholen einzuprägen. Die aber bei plötzlicher Unterbrechung wieder weg sind. Hier unterbrach Herr Vetter mit Fingerzeig und meinte: da hilft ein Diktaphon. Na, ich wurde es auch ohne. Doch ohne persönlichen und ehrenamtlichen Einsatz und ohne die „Heinrich-Vetter-Stiftung“ wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt. Damit kommen wir zur ehrenamtlichen Jury, die sich mit der Sichtung der rund 1000 Textbeiträge intensiv beschäftigte.

Susanne Räuchle
In Backnang geborenen Erzschwäbin. Sie studierte in Heidelberg Germanistik und Anglistik. Ihr Start als Journalistin begann beim „Mannheimer Morgen“ in der Lokalredaktion. Mit ihrer sehr persönlich geprägten Formulierungskunst spaltete sie nicht nur ihre Beiträge, sondern auch ihre Leser. Ihr journalistisches Credo, ihr individueller Stil gipfelt sich wie folgt: „Information darf auch unterhaltsam sein“. Und wo es menschelt – da sticht sie hinein. Aber (nicht nur Gift und Galle) auch der Humor prägt ihre Schreibe. Das Motto: Der Mensch ist gut – doch könnt er besser sein. Nicht der Not gehorchend aber dem eigenen Trieb verzichtet sie auf ihren Live-Auftritt, nachdem sie ihren Urlaub mit der Lektüre von rund 1000 Gedichten kultiviert hat.

Lutz Jahre
In Gladbeck geboren, als Westfale im Ruhrgebiet aufgewachsen mit Abitur und Zivildienst. Nach dem Studium von Kunstgeschichte, Italienisch und Geographie in Bonn Ausbildung zum Bibliothekar an der Freien Universität Berlin mit Praxis in der Amerika-Gedenkbibliothek dortselbst. Tätigkeit in der Universitätsbibliothek der FU Berlin. Dann an der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn. Darauf Aufbau und Leitung der Bibliothek und des Archivs der Bundeskunsthalle Bonn. Aus der Leitung des Kulturbüros Flensburg im hohen Norden der Wechsel nach Mannheim als Leiter der Stadtbibliotheken. Sein Motto: „Es gibt Menschen und Bücher. Ich will eine Verbindung zwischen beiden herstellen.“

Prof. Hans Richard Ehrlich
Bei Geislingen an der Steige in Kuchen geboren und wie er selbst zu- und angibt eine gelungene Mischung: halb Schwabe, einviertel Sudetendeutscher, einviertel Sachse. Elterlich pädagogisch und musikalisch vorbelastet, sprachlich gefordert und gefördert, das Abitur abgelegt. Erst wurde ihm Norddeutsch beigebracht, dann Englisch, Latein, Griechisch, Französich und später Hebräisch. Nach dem Studium in Heidelberg Abschluss mit dem juristischen Assessorenexamen. Die Gründung einer Rechtsanwaltskanzlei war die Basis seines Berufs. Gleichzeitig war er Referent für Journalismus und Weltliteratur. Seit 1989 ist er Prof. h.c. der Staatsuniversität in Florida. Als Leiter des „Kulturellen Gesprächskreises“ ist er auch Herausgeber der „Literarischen Rundbriefe“.

Sie haben die Wahl getroffen, und wir dürfen auf das Ergebnis gespannt sein. Danke!

Henry-Martin Klemt

Abrahams Lied

Ein Himmel mit Sternen
aus Blech, ein Keller voll
Leichengeruch und ein Benz,
der den Prostatakrebs
zum Stab fahren soll,

Erektionen, niedergesoffen
beim Ball der Wohltätigkeit,
sind die Macht. Sonst nichts.
Aber das zu begreifen,
braucht der Mensch Zeit.

So alt muss er erst einmal
werden, wenn sie ihn bedroht,
so hart, sein Versteck
nicht zu verraten und sich
tot zu stellen vor dem Tod,

weil kein Engel erscheint
an dem verschissnen Altar,
wo ich meinen Sohn
schlachte für sieben Milliarden
Barrel im Jahr.

Begründung des Jurors Lutz Jahre
Die Verwendung biblischer Motive in Literatur und Lyrik ist vielleicht nichts Ungewöhnliches. Indes, wer wie Henry-Martin Klemt versucht, eine der eindrücklichsten und bekanntesten biblischen Geschichten als zentrales Bild für ein zeitgenössisches Gedicht zu verwenden, braucht entweder viel Mut oder eine gesunde Portion Naivität oder vielleicht beides zusammen. Von solch einem Versuch würde jeder sicherheitsbewusste Mensch dringend abraten. Man kann sich eigentlich nur eine blutige Nase dabei holen. Erstaunlicherweise ist nichts Schlimmes passiert. Im Gegenteil, ein anerkennenswertes Ergebnis, ein diesjähriger Träger des Heinrich-Vetter-Literaturpreises ging daraus hervor.
Abrahams Opferung seines geliebten Sohnes Isaak ist ein in mehreren Religionen verbreitetes Sinnbild des inneren Widerstreits zwischen persönlichem und göttlichem Gebot. Es ist wohl eine zutiefst menschliche Zwangslage, nur noch eine Entscheidung zwischen unvereinbaren Gegensätzen treffen zu müssen, jeweils absolute Liebe oder unbedingten Gehorsam in die Waagschale legen zu müssen. Dieser Konflikt ist trotz seiner biblischen Herkunft wahrscheinlich moderner denn je. Heute allerdings mit der Ausnahme, dass es nicht mehr – wie noch im Alten Testament – rettende Engel gibt, die rechtzeitig Einhalt gebieten könnten. Spätestens seit dem 20. Jahrhundert, und insbesondere in Deutschland, sind Macht und Ohnmacht, Gehorsam und Verweigerung, falsche und richtige Opfer, gerechte oder blinde Kriege große Fragen, die ganze Nationen wie auch einzelne Persönlichkeiten in ihren Grundfesten erschüttern können. Genauso wie die ganz persönlichen, ewigen Fragen nach Einsamkeit oder Liebe, Alter oder Jugend, bewegtem Leben und die Angst vor dem Tod.
Viele der Einsendungen des diesjährigen Heinrich-Vetter-Literaturpreises haben sich sehr authentisch darauf bezogen, wie sich solche Fragen heute stellen mit bemerkenswert aktueller Bezugnahme etwa auf Arbeitslosigkeit, Irak-Krieg, Globalisierung, gesellschaftlicher Isolation und vielem mehr.

Poesie wird nun daraus, wenn es gelingt, das Bekannte mit dem Ungewöhnlichen, das Gewusste mit dem Ungeahnten zu verbinden, das aktuelle mit dem Zeitlosen zu verweben. Kurz: einen ganz eigenen Ton zu erzeugen, denn es vorher noch nicht gab. Das ist Henry-Martin Klemt gelungen, mit individueller Sprache, unverbrauchten Bildern und einem sicheren Gefühl für die Balance der Poesie.

Dafür hat die Jury Henry-Martin Klemt den 1. Preis zuerkannt.

 

Abschrift aus : MANNHEIMER MORGEN
am 4. Oktober 2005

Verseschmiede gehorchen der Not
des ”Schillerissimo“-Mottos

AUSZEICHNUNG: Heinrich-Vetter-Literaturpreis 2005 „Räuber 77“
geht an den Ostdeutschen Henry-Martin Klemt

Von unserer Mitarbeiterin
Christina Altmann

Nicht nur in Theaterkreisen schillerte es in diesem Jubiläumsjahr im Geiste Friedrich Schillers, auch das Literarische Zentrum Rhein-Neckar, das sich den Namen dessen Mannheimer Uraufführung zu Eigen machte, richtete sein ganzes Denken und Verseschmieden zuletzt auf das Leben und Werk des großen Genius: „Schillerissimo“ überschrieb die Autorengruppe „Räuber 77“ dieses Mal ihr zweitägiges Literaturfestival, das mit einer szenischen Lesung im Kunstverein begann und durch die Verleihung des Mannheimer Literaturpreises in der Kunsthalle gekrönt wurde.
Erstmals trägt dieser Preis, der bereits seit 20 Jahren abweichend für Prosa und Lyrik von den „Räubern“ vergeben wird, den Namen des Kunstmäzens. Seiner Stiftung ist es zu verdanken, dass die Dotierung erhöht wurde. Den mit 1000 EUR belohnten ersten Preis erhielt der aus Frankfurt (Oder) stammende Drucktechniker und Journalist Henry-Martin Klemt. Sein Gedicht „Abrahams Lied“ überzeugte einerseits durch ein sicheres Gefühl für die sprachliche Balance, andererseits, so der Rechtswissenschaftler und Herausgeber des literarischen Rundbriefes, Hans-Richard Ehrlich, durch den Mut, Bekanntes mit Ungewöhnlichem und Aktuelles mit Zeitlosem zu verbinden. Neben Ehrlich bildeten der Kunsthistoriker und Bibliothekar Lutz Jahn sowie die Lokalredakteurin des „Mannheimer Morgen“ Susanne Räuchle die Jury. Sie ermittelten aus rund tausend eingereichten Gedichten drei Gewinner. Insgesamt zählte der „Räuber“-Geschäftsführer Adolf Kutschker 367 Einsendungen, davon 65 aus der Region und allein 52 aus Österreich und der Schweiz.
Den mit 500 EUR dotierten zweiten Preis erhielt der in Tübingen geborene und seit 1982 in Kalifornien lebende Psychotherapeut Hans-Jörg Stahlschmidt für sein Gedicht „Niemandsland“, das durch einprägsame Bilder und einen mystischen Blick in die Seele beeindruckte. 250 EUR nahm schließlich Tina Ilse Gintrowski in Empfang. Die studierte Germanistin überraschte mit einem temporeichen Gedicht voller deutscher und englischer b-Worte, das laut Ehrlich all jene provoziert, die die Sprache als heiliges Kulturgut zu schützen trachten.
Mit den Worten „der Not gehorchend, nicht dem eigenen Trieb“ beginnt Schillers Schauspiel „Die Braut von Messina“. Den Anfang dieses Ausspruches gaben die „Räuber“ den diesjährigen Wettbewerbsteilnehmern als Thema vor. Wie schmerzhaft und zugleich inspirierend die Not der Preisträger gewesen sein muss, sich dem vorgegebenen Motto unterzuordnen, das brachte der Stuttgarter Saxophonist Andreas Krennerich mit seinen akustischen Kommentaren zum Ausdruck.
Nicht weniger schillernd war das prosaische Menü, das die „Räuber“ am Abend zuvor im Kunstverein auftischten. Dabei brodelte es mächtig in ihrer Gedankenküche, in der Schiller auf so vielfältige Weise zu Gast war (Idee und Bühnenbild: Margot Dreier), herzlich empfangen von Küchen-Mamsell Rosvita Spodeck-Walter und Meisterkoch Adolf Kutschker, der im Metrum der „Glocke“ ein hohes Lied von der Zubereitung des Genius aus dem Stoff des Lebens sang. Schiller als Knabe, als Carlsschüler, als gefeierter und verkannter Theaterschreiber, kam hier ebenso zu Wort, wie sein Geist, der nach Freiheit, Schönheit und Erhabenheit strebt. Eine szenische Lesung auf literarische Szenen, in denen der Ruhm Schillers gar gekocht wurde – ganz nach „Räuber“-Art.

 

 

viademica.verlag berlin e.Kfm.
Geschäftsinhaber: Rolf Thieme (Freier Journalist)

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Website: www.viademica.de | eMail: info@viademica.de
Telefon 030.23457068 | Fax 030.27908972

Handelsregistereintrag:
HRA 35776 beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg
Umsatzsteuer-Identifikation: Nr. 171 281 013 73

 
 
   
  Muhammad W.G.A. Schmidt
Der Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin (Suwen & Lingshu) und Der Klassiker der Schwierigen Fragen (Nanjing)
Grundtexte zur Traditionellen Chinesischen Medizin. Das Gesamtwerk in nur einem Band. Vollständig aus dem Chinesischen übersetzt, herausgegeben, eingeleitet und mit zahlreichen Anmerkungen versehen. Band I: SUWEN (Einfache Fragen). Band II: LINGSHU oder Die Wundersame Türangel im „Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin” sowie Der disputreiche Ergänzungsband: NANJING oder „Der Klassiker der Schwierigen Fragen”
 
     
  01  Der Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin (Suwen & Lingshu) und Der Klassiker der Schwierigen Fragen (Nanjing) Das Huángdì Nèijing oder „Der Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin“ ist der erste und älteste Klassiker zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), der für alle weiteren und späteren Folgeveröffentlichungen in der mehr als 2000-jährigen Geschichte der TCM einen Vorbildcharakter und damit einen autoritativen Status ersten Ranges innehat. Und selbst heute, in einem Zeitalter, wo das heilkundliche System der TCM und das der westlichen Medizin aufeinandertreffen, sich gegenseitig befruchten und ergänzen, ist der wegweisende Charakter dieses Werkes für die heutigen praktizierenden Ärzte der TCM weder infrage gestellt noch in der Abnahme begriffen.
 
 

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Praktische Hinweise für Laubenpieper und Schrebergärtner verteilt in 15 Körben. Oder: Viel Lesestoff im Paradies der Gartenzwerge. Eine fachkundige Orientierungshilfe zwischen Frühstücksei und Kaffeeklatsch. Das Gartenbuch mit Gartentipps vom Fachmann
 
     
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