Zielgerichtetes Verhalten, Zielbegriffe und -theorien sind schon seit längerer Zeit Inhalte der Psychologie (Gollwitzer 1994). Die modernen zieltheoretischen Ansätze, eine davon ist die motivations- und volitionspsychologische Zieltheorie, versuchen das zielorientierte Handeln in Relation zu einer vorausgegangenen Zielsetzung zu analysieren. Dabei erscheint es interessant, ob oder wie subjektiv gesetzte Ziele das Handeln einer Person beeinflussen können. Nach Brandstätter (1992, siehe auch Gollwitzer 1991) gab es in der Motivationspsychologie immer schon Hinweise, dass zwischen Prozessen der Wahl eines Handlungszieles und der Realisierung desselben zu unterscheiden sei. Die frühe Willenspsychologie beschäftigte sich zum Beispiel mit der Frage, wie Handlungen initiiert und ausgeführt werden. Gegenstand der Motivationspsychologie war dagegen die Fragestellung nach dem Entstehen von Handlungstendenzen. Versuche, beide Aspekte zu integrieren und damit sowohl motivationalen als auch volitionalen Prozessen gerecht zu werden, wurden erst später unternommen. So stellte Kuhl 1983 mit seiner Handlungskontrolltheorie ein psychologisches Modell vor, dass diesem Anspruch gerecht zu werden versuchte. 1986 folgte Heckhausen mit dem Rubikonmodell der Handlungsphasen. Zentral in diesen Integrationsversuchen sind Begriffe, die zwischen bestimmten kognitiven Vorgängen, dem Erreichen eines Handlungszieles und konkreten Aspekten der Handlungsdurchführung, differenzieren. Beide theoretische Ansätze verwenden für ähnliche Aspekte verschiedene begriffliche Definitionen, sind in einigen Aspekten aber als durchaus voneinander verschieden zu betrachten. Aus der Theorie von Heckhausen ergaben sich eine Reihe interessanter wissenschaftlicher Fragestellungen (z.B. Heckhausen, 1987) und Experimente, die sich u.a. mit Vorsätzen und ihren Auswirkungen auf die Initiierung von Zielhandlungen befassten. Aus Kuhls Annahmen entwickelten sich u.a. Fragestellungen, die den Einfluss der Handlungskontrolle auf Handlungsabsichten zum Gegenstand hatten. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zum einen, an Fragestellungen bezüglich der Wirkung von Vorsätzen auf die Handlungsinitiierung anzuknüpfen und einige offene Fragen experimentell zu untersuchen und zum anderen die Handlungskontrolltheorie in einem eingeschränkten Rahmen einfließen zu lassen. Zu Beginn der Diplomarbeit wird ein Überblick über das Rubikonmodell und seine zentralen Begriffe gegeben. Nach einer Darstellung der Delegationshypothese von Gollwitzer (1991) und Belegen für die effektive Wirkung von Vorsätzen, wird ein für die Arbeit grundlegendes Experiment vorgestellt. Danach folgt eine Erläuterung der Handlungskontrolltheorie von Kuhl (1983) und deren wichtige Begriffe. Nach der Darstellung der Methode und der Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung, folgen eine abschließende Diskussion und Vorschläge für weitere Experimente zu diesem wieder jungen Themengebiet.
Das vorliegende Experiment untersuchte die Fragestellung, inwieweit Variationen des klassischen Vorsatzes nach Gollwitzer, die jeweils um neue Attribute bzw. zusätzliche Elemente ergänzt wurden. In der vierten Versuchsbedingung (Kontrollgruppe) wurde eine Vorsatzausbildung verhindert. Kuhl’s Modell der Lage- vs. Handlungsorientierung sollte den Einfluss dieser Persönlichkeitsdisposition abdecken. Die Vpn wurden in eine Simulation integriert, in der sie eine bestimmte Rolle zu übernehmen hatten. Sie bekamen zwei Videobänder zu sehen. Nach dem ersten Band wurde zunächst die Zielintention ausgebildet. Es folgte für die drei Vorsatzgruppen das Ausbilden der Vorsätze. Das zweite Video musste von den Vpn unterbrochen werden, um ihre Zielhandlung ausführen zu können. Von Belang waren dabei die Initiierungszeiten der Vpn und die Videoszenen, in denen sie ihre Zielhandlungen ausführten. Die Ergebnisse der Untersuchungen wiesen keine Vorteile der varriierten Vorsätze gegenüber dem Vorsatz nach Gollwitzer im Sinne der Ausgangsfrage auf. Demnach trifft die Delegationshypothese Gollwitzers zu. Ein ausgebildeter Vorsatz unterstützt die Wahrnehmung und Nutzung eines Vorhabens im passenden kritischen Kontext ausreichend. Es ergaben sich Hinweise, dass Vorsätze zusätzlich das Erkennen von günstigen Situationen zur Handlungsinitiierung fördern können. Der Alltagsglaube, Vorsätze machen rigide, wurde widerlegt. Die Persönlichkeitsdisposition Lage- vs. Handlungsorientierung zeigte keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit der initiierten Zielhandlungen. Die Schnelligkeit, mit der eine Zielhandlung gestartet wird, sobald ein kritischer Kontext in Erscheinung tritt, scheint von anderen als den experimentell untersuchten Faktoren abhängig zu sein: Eine ausführliche Diskussion widmet sich diesen Fragestellungen.
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