Von den industriellen Spuren des Braunkohlenbergbaus vergangener Tage in der Frankfurter Region sind nur noch wenige Erinnerungen lebendig geblieben. Auch trifft man in Brieskow-Finkenheerd, in Groß Lindow und in den nördlichen Ortsteilen von Frankfurt (Oder) nur noch selten Menschen an, die selbst im einst intensiv betriebenen Bergbau tätig waren. Einige Straßennamen erwecken unsere Aufmerksamkeit: in Groß Lindow der Knappenweg, in Brieskow-Finkenheerd die Georg-Schacht-Straße, die Glückauf-Straße, der Grubenweg und die Glückauf-Siedlung, im Stadtgebiet Frankfurt (Oder) die Grubenstraße in Seefichten. Dazu sind Hochhalde, Katja- und Helenesee sowie die Margarethensiedlung in Brieskow-Finkenheerd allgemein bekannt, ihre bergbauliche Vergangenheit aber nur noch wenigen Bürgern geläufig. Mit der veränderten Energiepolitik nach der Wende und der damit verbundenen Stilllegung sowie dem Abriss unrentabler, vor allem aber luftschadstofferzeugender Braunkohlenkraftwerke, sind auch die letzten großen Zeugen des ehemaligen Bergbau-Energie-Komplexes Brieskow-Finkenheerd mit Kohlenlagerplatz, Kohlenverladeanlage und Kraftwerk verschwunden. Die vorliegende Dokumentation ist im Zusammenhang mit der früheren geologischen Tätigkeit des Autors, seiner ehrenamtlichen Mitarbeit im Braunkohlenausschuss des Landes Brandenburg und infolge von Aktivitäten zur Braunkohlen-Altbergbausanierung entstanden. Von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft mbH wurden im Auftrag des Landes Brandenburg in den vergangenen Jahren maßgebliche Untersuchungen und Sicherungsarbeiten in den Frankfurter und Brieskow-Finkenheerder Altbergbaubereichen organisiert und vergeben. Das Buch soll dazu beitragen, diesen wichtigen Teil unserer Heimatgeschichte im allgemeinen Bewusstsein wach zu halten. Das Zustandekommen der Publikation „Braunkohle an der Oder“ – Die Geschichte des märkischen Braunkohlenbergbaus in der Region Frankfurt (Oder) – fand unter den Fachkollegen des heutigen Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe des Landes Brandenburg, des Stadtarchivs Frankfurt (Oder), der Firmen Bergsicherung und Baugrundsanierung Frankfurt (Oder) GmbH, Bergsicherung Cottbus GmbH und Stadtwerke Frankfurt (Oder) GmbH eine positive Resonanz.
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Anmerkungen des Autors Dr. Klaus-Dieter Zimmermann: Das Buch „Braunkohle an der Oder“ hat dank der vielen Sponsoren und Käufer schon in der 2003 erschienenen Erstauflage ein überaus gutes Echo gefunden. Für viademica.verlag berlin und Autor Klaus-Dieter Zimmermann ausreichender Ansporn, den Titel nunmehr in zweiter Fassung erscheinen zu lassen. Infolge von Mitteilungen und bisher mir nicht bekanntem Bildmaterial konnte das Thema weiter abgerundet, ergänzt und erweitert werden. Besonderer Dank gilt daher Herrn Günter Schumann aus dem Frankfurter Ortsteil Booßen, Herrn Klaus Fechner aus Kliestow, Herrn Klaus Stieger aus Müncheberg, Herrn Ralf-Günter Wedde aus Frankfurt (Oder), Herrn Helfried Rentzsch aus Magdeburg und, wie bereits bei der Erstauflage, Herrn Geschäftsführer Wolfram Seiferth von der Firma Bergsicherung und Baugrundsanierung GmbH Frankfurt (Oder); ebenso dem Landesarchiv Magdeburg – Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt für weitere Hinweise wie auch für die Veröffentlichungsgenehmigung hinzugefügter Abbildungen. Letztlich ist es mir ein Bedürfnis, auch dem viademica. Verleger Rolf Thieme für dessen besonderes Verständnis zu danken, mit dem er die vorliegende Nachauflage in schon bewährter Weise unterstützte.
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Die Verwendung fossiler Kohlen als Heiz- und Brennstoff in Mitteleuropa ist mit Ausnahme vereinzelter Nachweise im Mittelalter noch sehr jung. Bis in das 18. Jahrhundert hinein war Holz der dominierende Brennstoff. In den Hüttenwerken der damaligen Zeit wurde ausschließlich Holzkohle zu Zwecken der metallurgischen Weiterverarbeitung verwendet. Die erste Erwähnung von Braunkohlenfunden in unserer Region ist aus dem Jahr 1756 nachgewiesen, wo der Gutsbesitzer Georg Rudolf von Stranz einen Kohlenfund bei Petershagen anzeigte. Acht Jahre später ist der Bergbau in Petershagen bezeugt, um aber bald infolge der Wirren des Siebenjährigen Krieges wieder einzugehen. Erst fünfzig Jahre später begann vielerorts im heutigen Ostbrandenburg und in Nordostsachsen die Suche nach Braunkohlenvorkommen. Eine große Zahl von Bergwerken entstand in Gebieten erfolgreicher Sucharbeiten. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Braunkohlenbergbau in Verbindung mit der Elektrizitätserzeugung und der Brikettherstellung unaufhaltsam und in großem Stil. Und schließlich, zum Ende des Jahrhunderts, in der Lausitz, im mitteldeutschen Braunkohlenrevier, aber auch in den niederrheinischen Revieren als ein alle andere Industriezweige dominierender Komplex von Großtagebauen und Großkraftwerken. Nur schwer zu ertragende Umweltbelastungen und Identitätsprobleme der vom Bergbau lebenden wie von ihm betroffenen Menschen gehören zu dessen negativen Seiten. Die Auswirkungen auf das Leben der Menschen in unmittelbarer Nähe großer Tagebaue in der Niederlausitz und im Köln-Aachener Revier sind auch in der Gegenwart Beispiele dafür, dass die Gewinnung und Verarbeitung von Braunkohle mit gewaltigen Eingriffen in unsere Umwelt verbunden bleibt.
Weiteres Buch von Dr. Klaus-Dieter Zimmermann:
„Geschichte der Abfallwirtschaft in der Stadt Frankfurt (Oder)“
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