Eine Dissertationsarbeit zur Erlangung eines philosophischen Doktorgrades im Fach Bibelübersetzung | Erschienen in Englisch
Die Forschungsarbeit dieses Doktoranden ist nicht nur eine äußerst innovative Arbeit für die linguistische Forschung speziell in den Bereichen der Afrikanistik und der Sprachtypologie. Sie bietet auch theologisch und translationsbezogen eine Reihe innovativer Ansätze. Kibangubangu ist eine afrikanische Bantusprache, die von ca. 85.000 Sprechern im südöstlichen Teil des früheren Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) gesprochen wird. Kibangubangu ist also der Sprecherzahl nach der Vertreter einer sehr kleinen Sprechergruppe. Für die Sprecher einer solch kleinen Sprechergruppe haben es weder die Vertreter der afrikanistisch-linguistischen Forschung noch die Vertreter der etablierten Bibelübersetzungsgesellschaften aus den reicheren, westlichen Kirchen für notwendig befunden, sich dieser Sprache im Sinne einer Erforschung ihrer linguistischen Struktur als auch der Mühe einer Bibelübersetzung in diese Sprache anzunehmen. Arbeitskraft und finanzielle Investitionen in ein derartiges Projekt wurden daher bislang nicht für notwendig erachtet. Im Gegenteil – bisher ist diese Gegend, wo Kibangubangu gesprochen wird, nur interessant gewesen für jene westlichen Großkonzerne, die ein Interesse an der Ausbeutung der reichen Bodenschätze haben und über die jeweiligen Regierungen ihrer Länder die diversen einheimischen Bürgerkriegsparteien unterstützen. Kibangubangu ist also eine bisher noch nicht richtig linguistisch erforschte Sprache. Der Verfasser legt in dieser Arbeit eine erste umfassendere Sprachbeschreibung für das Kibangubangu der Fachwelt vor. Des weiteren enthält diese Arbeit wichtige Hintergrundinformationen zu Kultur, traditionellen Glaubensvorstellungen und traditionellen Wirtschafts- und Sozialformen dieser ethnischen Gruppe. Aber der Autor geht natürlich noch einen Schritt weiter. Als ordinierter Pfarrer ist er der erste Angehörige seines Volkes mit dem Anliegen, seinem Volk eine erste Bibelübersetzung in schriftlicher Form zu präsentieren – und dies im Hinblick auf ähnliche Auswirkungen, wie sie einst die Bibelübersetzung Martin Luthers ins Deutsche für den deutschen Sprachraum hatte. In dieser vorbereitenden Studie für ein später zu implimentierendes Bibelübersetzungsprojekt werden natürlich über die linguistischen und ethnographischen Grunddaten für diese Zielsprache und ihre Sprecher hinaus noch weitere wichtige Aspekte behandelt.
Zum einen geht es nämlich noch um Fragen der Bibelübersetzung selbst, und wie man die biblischen Gedankenkonzepte mit den sprachlichen Mitteln des Kibangubangu wiedergeben kann. Denn diese traditionellen sprachlichen Mittel des Kibangubangu sind ja sozusagen von den vorchristlichen traditionellen Glaubensvorstellungen der einheimischen Kultur „vorbelastet“. Der Verfasser hat dazu auch schon einige Musterübersetzungen ausgewählter Bibeltexte in Entwurfsfassung im Anhang seiner Arbeit beigefügt. Natürlich spielen auch theologische Aspekte in einem solchen Projekt eine Rolle. Der Verfasser sieht die tragische Rolle, die westliche Kirchen und Kolonialmächte in der früheren Zeit für sein Land gespielt haben, mit Recht äußerst kritisch, aber dennoch nicht negativ, sondern eher positiv im Kontext einer eigenständigen afrikanischen Theologie, die das Patriarchalische der früheren kolonialen Periode schon längst überwunden und hinter sich gelassen hat. Lesenswert für Afrikanisten, Theologen, Religionswissenschaftler und professionelle Bibelübersetzer.
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