Dieser ungewöhnliche Kriminalfall beginnt mit dem rätselhaft tödlichen Absturz der erst 16-jährigen Lisa von einer Felsenklippe in der südwestenglischen Grafschaft Cornwall während eines Familienurlaubs. Das Nesthäkchen einer angesehenen Berliner Unternehmerfamilie bleibt aber nicht deren einziges Opfer. Unter noch mysteriöseren Umständen verliert nämlich Monate später auch ihr Bruder Sebastian in der Berliner Familienvilla sein ebenfalls noch junges Leben. Im Verlauf der Ermittlungen erhält der Leser einen schonungslosen Einblick hinter die auf einmal bröckelnde Fassade dieser geachteten Familie. Kriminelle Energie wie Diebstahl, Einbruch und Erpressung gewähren Zugang in die tiefen Abgründe der menschlichen Seele, in der selbst Mord in Kauf
genommen wird. Auslöser solcher Handlungszwänge sind aber auch die Intoleranz gegenüber Homosexualität, Eifersucht, individuelle Erziehungsdefizite, Spielsucht und Ehebruch. Die gravierenden Auswirkungen auf die jeweils Betroffenen sind Teil des Puzzles, das die Ermittler der Kriminalpolizei Stück für Stück zusammensetzen. Der Autor beeindruckt mit psychologischer Durchdringung seiner Romanfiguren, die er facettenreich und realitätsnah charakterisiert...
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Ein blauer und fast wolkenloser Himmel mit vorsommerlichen Temperaturen lud zu Unternehmungen im Freien ein. Die Urlauber Vera und Peter Mertens planten daher, gegen Mittag mit ihrem Mietwagen zu einem Trip in die Umgebung ihres Ferienhauses inmitten der Grafschaft Cornwall zum Picknick aufzubrechen. Bei der Zusammenstellung der für einen solchen Ausflug benötigten Lebensmittel und Getränke stellten sie fest, dass Weißbrot fehlte. So machte sich Peter mit dem Auto auf den Weg, um das Fehlende einzukaufen. Als die Eheleute später zwei große Körbe mit den notwendigen Dingen für eine Rast im Grünen zu füllen begannen, ahnten sie noch nicht, welch schreckliches Ereignis ihren Urlaub mit den Töchtern Rebecca und Lisa auf einen Schlag beenden sollte...
Nach etwa 15 Minuten Fahrzeit hielt das Auto auf einem Parkplatz nahe der Felsenklippe. Die Polizei war schon vor Ort und hatte halbkreisförmig den Bereich vor dem Abgrund abgesperrt. Ihnen kam ein etwa 30-jähriger Polizist entgegen. „Guten Tag, Sir. Ich bin Sergeant Greene. Sie sind sicher Mr. Peter Mertens, der Vater des verunglückten Mädchens.“ Peter nickte und stellte seine Frau und Adoptivtochter Rebecca vor. Greene nahm Peter etwas beiseite. „Ich muss Ihnen leider eine schlimme Nachricht übermitteln. Der herbeigerufene Arzt konnte Ihrer Tochter nicht mehr helfen. Bei dessen Eintreffen war sie bereits tot.“ Vera hatte mitbekommen, was der Polizeibeamte gesagt hatte. Sie erlitt einen Schwächeanfall. Zum Glück konnten Rebecca und ihr Mann sie noch rechtzeitig festhalten. Ein Eau de Toilette weckte jedoch schnell wieder ihre Lebensgeister. Greene fuhr fort: „Sie ist inzwischen mit dem Helikopter in die Stadt zur Gerichtsmedizin gebracht worden. Ich möchte Sie bitten, Sir, zunächst Ihre Frau ins Ferienhaus zurückzubringen und gegebenenfalls einen Arzt zu verständigen. Anschließend erwartet Sie die Gerichtsmedizin zur Identifizierung.“ Der Sergeant gab ihm eine Karte mit der Adresse. Dieser brachte seine Frau zum Wagen und kam wieder zurück. Inzwischen hatte seine Tochter ihren Blick schweifen lassen. Aber Lisas Fahrrad war weg. Daraufhin wandte sie sich an Greene: „Sergeant, haben Sie das Fahrrad meiner Schwester sichergestellt?“ Der Beamte fragte seine Kollegen von der Spurensicherung. „Tut mir leid, ein Rad wurde hier nicht gefunden.“ Sie dachte sofort, dass dieser Kretin das Bike gestohlen haben dürfte. Diesen Verdacht behielt sie allerdings zunächst für sich. „Ach Sir, noch eins. Die Kriminalpolizei der Grafschaft übernimmt den Fall. Heute Abend gegen 19 Uhr wird Sie Inspektor Durham in meiner Begleitung wegen der Vorbereitung eines Protokolls aufsuchen. Ich bitte Sie alle Drei, sich um diese Zeit zur Verfügung zu halten.“ Beide nickten zustimmend.
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