Die Landschaften Englands / Schottlands, West-, Mittel-, Nord- und Ostdeutschlands, Polens, der baltischen Länder, Belorusslands, Nordwestrusslands und der Ukraine sind weithin geprägt von den dort liegenden Erdstoffen und Erratika, die vornehmlich durch die Flachlandgletscher der pleistozänen Binnenlandvereisungen von Nordeuropa aus dem Gebiet der Svekofenniden herangeschafft und abgelagert oder – wenn schon einmal abgelagert – im Zuge nachfolgender Vergletscherungen örtlich oder weiträumig glazial bewirkt umgelagert wurden. Für Jeden, der Einblicke in die Entwicklung der Erkenntniserweiterung über die glaziogene Erdstoffumlagerung zu gewinnen sucht, ist es unumgänglich, sowohl das Phänomen [den Vorgang der glaziogenen Erdstoffumlagerung] selbst, als auch das zeitgebundene ,Wachsen’ der Ansichten über das Phänomen kennenzulernen. In der geologischen, der geographischen und der geomorphologischen Literatur findet man unzählige Arbeiten, in denen Beobachtungsergebnisse über die im Pleistozän glazial bewirkt ab- und umgelagerten Erdstoffe dokumentiert wurden; diese literarische ,Fußspuren-Sicherung’ ist die bedeutendste der Grundlagen der Eiszeitglaziologie-Theorie. Die einschlägige Literatur enthält aber auch sehr viele Arbeiten, in denen – über die Dokumentation der Beobachtungsergebnisse an den abgelagerten Erdstoffen hinaus – berufsnah kreierte Meinungen über den vermeintlichen Vorgang der Aufnahme, des Transports und der Ab- und Umlagerung der nordischen Erdstoffe dargelegt sind. Erst die Kenntnisnahme und die Würdigung der seit den Anfängen der Geschichte der Eiszeitglaziologie in die Literatur gekommenen vielfältigen Ansichten zum Vorgang der glaziogenen Erdstoffumlagerung erlaubt es dem Eiszeitglaziologen, einen eigenen ,point of view’ in dieser Sache zu entwickeln. Die vorliegende Arbeit [Artikel 02] dient dem Ziel, das auf diesem Gebiet “unzulänglich Wahre, was die Alten schon besessen, aufzusuchen und weiterzuführen“ (GOETHE, Maximen und Reflexionen 198 [nach KOOPMANN (2006)]). Um den sehr engen Fachbereich vollkommen abzudecken, war es notwendig, auch die über dessen Grenzen hinweg in die befreundeten Disziplinen hineinreichende Literatur über die glaziogene Erdstoffumlagerung in die Betrachtung einzubeziehen – zu ,Nutz und Frommen’ eines an der Geschichte der Eiszeitglaziologie interessierten breiten Leserpublikums.
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