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Edition 030 viademica.KRIMINAL.fälle
 
Ralf Rabusch
„Maskiertes Leben“
  Ängste, Depressionen, Alkohol – und Wege daraus
  Mini-Titel erhältlich
 
 

Peter Seiler (52 Jahre), fachlich geschätzter Leiter eines Berliner Postamtes, lebt nicht nur wegen seiner neurotischen Veranlagung in seelischer Vereinsamung. Weitere Gründe sieht er selbst in seiner nicht gerade intakten Ehe mit Eva, die infolge Kinderlosigkeit zur Alkoholikerin geworden ist. Und er macht für seine missliche Lage auch die trotz langjähriger intensiver Freundschaft zerbrechenden Bande zu Jochen Henke verantwortlich...
Von Kindheit an sind ein makelloser Ruf, Erfolgsstreben und Statusdenken sein Lebensziel. Aber das Leben Peter Seilers dominieren starke Minderwertigkeitskomplexe und panische Angstattacken, die er hinter einer Fassade sogar vor seiner Frau und seinem besten Freund verbirgt und durch besonders forsches Auftreten überspielt. Seine Angst, sich gegenüber Menschen zu öffnen oder gar Liebe zu zeigen, besteht darin, überwältigt, abhängig oder vernichtet zu werden. Davon ausgeklammert ist selbst seine Frau Eva nicht, von der er aber Liebe erwartet. Auch kann er nicht unterscheiden, welche der ihm angebotenen Kontakte echt oder unecht sind. Er fühlt sich von Menschen oft grundlos angegriffen, weil sie ihm nicht wohl gesonnen oder vertrauenswürdig erscheinen. Die hierbei entstehenden Aggressionen überträgt er auf sein engstes Umfeld.
Nach einer schwierigen Auslandsadoption eines indischen Jungen (Björn) bekommen die Eheleute mit ihrem heranwachsenden Sohn Erziehungsprobleme, die das Jugendamt tätig werden lässt. Lautstarke familiäre Auseinandersetzungen münden schließlich in eine Anzeige von mit seiner Familie verfeindeter Nachbarn. Peter Seiler muss eine durch die Staatsanwaltschaft beantragte Anklageerhebung wegen des Verdachts der Misshandlung Schutzbefohlener ertragen. Die Folge sind starke Existenzängste und Depressionen, da er im Falle einer Verurteilung zu einer mehr als einjährigen Freiheitsstrafe automatisch seine Beamtenrechte verlieren würde. Nachdem auch noch einige Mitarbeiter seiner Dienststelle durch eine Indiskretion von dem Sachverhalt erfahren, beginnt seine so mühsam aufgebaute Fassade einer harmonischen Familie zu bröckeln. Ja, Peter Seiler steht jetzt sogar als Lügner da...
Weitere Schicksalsschläge, wie eine von ihm selbst gegenüber seiner Familie geheim gehaltene lebensbedrohliche Erkrankung, eine von ihm befürchtete Herausnahme seines Sohnes aus der Familie nach Bekanntwerden der Alkoholsucht seiner Frau und der Wegzug seines einzigen Freundes aus Berlin, machen es ihm nicht nur unmöglich weiterhin eine Maske zu tragen, sondern stürzen ihn in tiefe Depressionen, aus denen er nicht mehr heraus zu kommen glaubt. Als einziger Ausweg bleibt ihm der Selbstmord, der aber zu seinem Leidwesen misslingt, da er noch rechtzeitig gerettet werden kann...
An der Schwelle zum Tod sieht Peter Seiler Ereignisse vor seinem geistigen Auge wie einen Film ablaufen, die sein bisheriges Leben geprägt haben. Während einer mehrmonatigen Psychotherapie durch einen einfühlsamen Klinikarzt gelingt es diesem unter großem Engagement und trotz anfänglicher Blockade Peters, dessen Vertrauen zu gewinnen und ihm sowie seiner nach erneutem klinischen Alkoholentzug entlassenen Frau die Ursachen und Symptome seiner schizoiden Neurose zu erklären und in der Therapie aufzuarbeiten. Damit ist der Weg zur Einsicht in eine neue Lebensführung geebnet, die es Peter Seiler ermöglicht, gemeinsam mit seiner Familie die bestehenden erheblichen Probleme anzugehen...
Dieses Buch richtet sich vornehmlich an Menschen, die sich auf Grund ihrer Veranlagung und / oder extremer Belastungen in seelischer Verzweiflung und Not befinden. Im Buch werden Wege beschrieben, wie die davon Betroffenen, bedingt durch ihre Depressionen, aus innerer Isolation herausfinden können. Möglicherweise kann es auch Psychiatern und Psychologen Anregungen für ihre Arbeit mit psychisch kranken Menschen vermitteln. Unterhaltsame, ja spannende Elemente des Romans zielen zugleich auf weitere Leserschichten ab.

Leseprobe

Eine Woche verging, ohne dass Nennenswertes geschah. Peter empfand die Situation als Ruhe vor dem Sturm. Die Entzugserscheinungen bei Eva wurden auf Grund der Medikamente für sie langsam erträglicher. Die abwechselnde Betreuung des Sohnes verlief erfreulich reibungslos. Dennoch fühlte sich Peter immer elender. Insbesondere fiel es ihm äußerst schwer, sich vor Eva zu verstellen. Dr. Berthold konnte und wollte er nicht mehr konsultieren. Heute nämlich war die 14-tägige Frist vergangen, und sein Arzt würde ihn in ein Krankenhaus einweisen. Solange seine Frau den Entzug machte, wollte er auf keinen Fall einer stationären Behandlung zustimmen. Für einige Tage reichten seine Tabletten noch.
Mit Björn gab es kaum Auseinandersetzungen. Peter fehlte ganz einfach die Kraft, Differenzen mit seinem Sohn auszutragen. Dadurch wuchs aber die Abneigung gegenüber Björn - ein Gefühl, das durch seine zunehmende Ohnmacht auch noch genährt wurde.
Nach einer zwischenzeitlichen fast frühlingshaft zu bezeichnenden Witterungsphase hatte es in der letzten Nacht wieder geschneit. Als Peter am Morgen aus dem Fenster sah, nahm er nicht nur die weiße Umgebung, sondern abermals zwei große Krähen wahr, die erneut auf dem Kastanienbaum vor dem Schlafzimmerfenster saßen. Er öffnete es, und sofort fingen beide Vögel grauenhaft zu krächzen an. Wenn er sich nicht täuschte, kam ihm die etwas größere Krähe bekannt vor. Offenbar war es dieselbe, die er schon seit einiger Zeit mehrmals beobachtet hatte. Oder andersherum: Der Vogel hatte ihn von Mal zu Mal neugieriger beäugt.
Peter erledigte nach dem Frühstück seine Einkäufe. Vom Supermarkt zurückgekehrt fand er schon Post im Kasten. Darunter zwei Briefe, die nichts Gutes verhießen. Auf dem grünen Umschlag war der Stempel des Jugendamtes zu sehen. Der blaue Brief war ziemlich dick. Absender: Das Amtsgericht Tiergarten. Peters Knie fingen an zu zittern, und er musste sich im Treppenhaus an der Wand festhalten. Ihm wurde einen Moment schwarz vor Augen. Nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, legte sich seine Schwäche. Mit noch wackligen Beinen erreichte er die Wohnung. In der Diele stellte er schnell das Eingekaufte ab und ging sofort in sein Arbeitszimmer, um den Brieföffner zu holen.
Zuerst schlitzte er den Brief des Jugendamtes auf. Obwohl es für ihn keine Überraschung war, beunruhigte ihn dessen Inhalt. Herr Markus bat ihn am Dienstag nächster Woche zu einem dringenden Gespräch wegen der Erziehungshilfen für Björn. Das genau hatte Peter befürchtet, wenngleich er immer noch einen Funken Hoffnung hegte, dass der Alkoholentzug Evas der Jugendbehörde vorerst verborgen bleiben würde. Wie naiv war er doch nur gewesen.
Er brauchte eine ganze Weile, um die vielen juristischen Redewendungen in dem anderen Brief einigermaßen zu verstehen. Manches las er zwei- oder dreimal. Soviel hatte er jedoch mitbekommen: Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen ihn wegen des Verdachts der Misshandlung Schutzbefohlener, und das Gericht bat ihn als Beschuldigten um Erklärung dazu. Tränen der Wut und Verzweiflung traten in seine Augen. Er musste sich setzen.

Der schlimmste aller Fälle war eingetreten - ein Strafverfahren, in welchem ihm eine Gefängnisstrafe drohte, die seine gesamte Existenz zunichte machen würde. Er hätte schreien mögen, aber er brachte keinen Laut über seine Lippen. Mit wütender Verzweiflung goss er sich einen doppelten Scotch ein, der seinen Magen durchwärmte.
Aber bald merkte Peter, dass sich Alkohol nicht mit seinen Medikamenten vertrug. Kurze Zeit später musste er sich erbrechen; er fühlte sich so hundeelend, so dass er sich hinlegen musste. Alles drehte sich plötzlich wie im Kreise, und er erbrach sich erneut. Aber irgendwann war der Magen leer. Nun überfiel ihn eine starke Müdigkeit. Doch seine aufgewühlten Nerven ließen ihm keine Ruhe. Seine lebensbedrohliche Erkrankung, der befürchtete Verlust seiner Beamtenrechte, die Vorstrafe wegen des Verkehrsdelikts, das Scheitern beim Aufstieg in den höheren Postdienst, die Demaskierung im Dienst, seine familiären Probleme, aber vor allem seine Unfähigkeit, mit niemandem über seine Probleme sprechen zu können, und natürlich der Wegzug seines besten Freundes zermarterten pausenlos seinen Kopf.
Nun auch noch die drohenden Zwangsmaßnahmen des Jugendamtes und der Prozess wegen Björn. Peter war mit seinen Kräften total am Ende. Die einsetzenden tiefen Depressionen drohten ihn zu überwältigen. Einen Ausweg sah er nicht mehr. Er konnte so nicht mehr weiterleben. Ich mache Schluss, aber wie? Er war zwar kein Kirchgänger, dennoch fühlte er sich als Christ. Durfte er an Suizid überhaupt denken? Aber wo war Gott, als so manches Erdbeben Zehntausenden unschuldigen Menschen den Tod brachte? Warum ließ er Kriege zu, denen gar viele Millionen zum Opfer gefallen waren? Und wie sollte ihm Gott in seiner völlig aussichtslosen Lage helfen?
Er fragte sich: Was bindet mich noch an diese Welt? Seine Ehe war ein Scherbenhaufen. Es gab fast jeden Tag Streit, wenn auch meistens nur wegen alltäglicher Dinge. Seine Zuwendung zu Eva war in den vielen Jahren ihres Zusammenseins irgendwie verloren gegangen. Der Groll auf Björn saß tief in ihm fest, da er ihn als Hauptschuldigen für die Anklage bei Gericht ansah. Er wusste nicht, wie er ihm das verzeihen sollte, selbst wenn die Sache wider Erwarten doch mit einem Freispruch enden sollte, woran er jedoch nicht im Entferntesten glaubte. Er hatte sein inneres Gleichgewicht völlig verloren. Selbst sein Spiegelbild war ihm unerträglich geworden. Seine Reputation im Dienst dahin, weil er als Lügner und jetzt sogar als Vorbestrafter dastand. Er fühlte sich demaskiert.
Auch in seinem Privatleben konnte er die Maske nicht länger tragen. Er hatte es satt, sich selbst, seiner Familie, seinem Freund, den Verwandten und Bekannten unablässig etwas vorzugaukeln - ein Theaterstück quasi, dessen letzter Vorhang herabsank. Wie sollte er ohne Gesichtsverlust das Dilemma verhindern? Sein seit er denken konnte stark ausgeprägtes Misstrauen ging so weit, dass er nicht gewillt und fähig war, sich einem anderen Menschen vorbehaltlos zu öffnen, auch nicht seiner Frau oder seinem bestem Freund. Von Eva erwartete er dagegen uneingeschränkte Zuneigung. Er nahm sich gerade dann immer gefühlsmäßig zurück, wenn seine Frau ihm ihre Liebe entgegenbrachte. Es war die Angst, überwältigt, abhängig oder gar dabei vernichtet zu werden. Nicht nur bei Eva, sondern bei allen Menschen, mit denen er in Kontakt kam, blieb es ihm versagt zu unterscheiden, welche Beziehungen echt oder unecht sind. Daher rührte letztlich seine Unsicherheit im Umgang mit Menschen. So fühlte er sich oft von ihnen angegriffen. Er glaubte immer, sie wären ihm nicht wohlgesonnen oder würden ihm nicht vertrauen. Auch seine leichte Verstimmbarkeit und seine Hemmungen lagen darin begründet. Die daraus bei ihm entstehende Aggressivität übertrug er auf seine Frau und auf Björn. Es war seine Persönlichkeitsstruktur, die letztlich zur völligen inneren Vereinsamung führte.
Diese Gedanken erfassten ihn an der Schwelle seines beabsichtigten Lebensendes, ohne dass er in der Lage war, diese Sackgasse zu verlassen. Der Wunsch, seinem Dasein ein Ende zu bereiten, wurde immer stärker. Er wusste inzwischen auch wie. Er hatte ja noch acht Schlaftabletten. Sein Sohn war dieses Wochenende ohnehin über Nacht bei seinen Großeltern. Eva hatte er seinen Besuch erst für Sonntagnachmittag angekündigt. Nach ihrem Anruf gegen 22 Uhr würde er zu seiner letzten Autofahrt aufbrechen.
Aber vorher waren noch manche Formalitäten zu erledigen. Er fertigte einen Briefbogen mit den wichtigsten Adressen, Bankverbindungen, Abbuchungen, Terminen sowie mit der Anschrift und Telefonnummer seiner personalaktenführenden Stelle bei der Landespostdirektion. Daneben legte er das Familienstammbuch und den Tresorschlüssel für das Bankschließfach, in welchem sich wertvoller Schmuck und eine Münzsammlung befanden. Peter war sich unschlüssig, ob er an Eva einen Abschiedsbrief richten sollte. Was hätte er schreiben sollen? Womit anfangen? Es wäre ein kleiner Roman geworden - so nahm er davon Abstand. Der Briefbogen und die Schlüssel schienen ihm als Hinweis deutlich genug. Sein schwerwiegender Entschluss und die anschließenden Erledigungen hatten ihn wieder viel Kraft gekostet. Dieses Mal siegte die Müdigkeit über seine strapazierten Nerven, da er gerade eine endgültige Entscheidung getroffen hatte.

Das Läuten des Telefons holte Peter aus dem Schlaf. Bei einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass fast drei Stunden vergangen waren. Es war Björn, der von seinen Großeltern anrief. "Hi Papa, was machst du denn so? Opa und ich waren in den Rehbergen rodeln. Es war super." Peter fiel es verdammt schwer, mit seinem Sohn unbefangen zu reden. "Ach Björn, ich habe viel an Schreibkram zu erledigen." "Habe ich heute Post bekommen, Papa?" "Für dich war leider nichts dabei." "Das ist ja doof." "Ich hätte dich heute auch noch angerufen. Deshalb hör mir jetzt bitte gut zu. Wenn ich nicht da sein sollte, weil ich zum Beispiel auf eine wichtige Dienstreise gehen muss, versprich mir, der Mama, deinen Großeltern und Tante Beate keinen Ärger zu machen." "Geht schon in Ordnung, Papa." "Na, dann bin ich ja beruhigt." Zum Schluss des Telefonats kam seine Schwiegermutter an den Apparat. "Peter, sei so gut und komm doch, bevor du morgen zu Eva ins Krankenhaus fährst, noch bei uns vorbei, um ihr eine Schale mit Zitronencreme und Schlagsahne mitzunehmen. Übrigens, für morgen laden wir dich zum Essen ein. Es gibt abends Kaninchen mit Rotkohl." Er bekam nur die Hälfte mit. Seine Gedanken waren woanders.
"Ja ja, ich komme vor dem Krankenhaus noch bei euch vorbei." "Was ist mit dem Abendessen?" "Was für ein Abendessen meinst du denn?", fragte Peter. "Na, ich habe dich gerade zum Speisen bei uns eingeladen." "Entschuldige, ich bin etwas in Gedanken, da ich gerade Korrespondenz erledige. Danke jedenfalls für die Einladung, aber mir ist der Magen zurzeit oft wie zugeschnürt. Ich mache mir hier lieber eine klare Brühe mit Ei." "Ganz wie du willst", antwortete seine Schwiegermutter leicht pikiert. "Also, dann bis morgen, Peter." "Ja, bis morgen." Das Gespräch hatte ihn angestrengt, so dass er sich gleich auf die Couch im Wohnzimmer legen musste.
In den letzten Jahren hatte er kaum etwas erlebt. Bevor er seinem Dasein ein Ende setzte, wollte er noch einmal "auf die Piste". Vielleicht erst in einem feinen Restaurant am Kurfürstendamm eine delikate Kleinigkeit essen; danach eine Stippvisite zum "Kudorf" in der Lietzenburger Straße und anschließend ein Besuch in einer schicken Bar. Hoffentlich blieben dabei starke Schmerzen aus.
Am späten Nachmittag nahm Peter eine Haferflockensuppe zu sich. Dazu aß er ein Toastbrot. Anschließend erledigte er einige Überweisungen. Plötzlich fiel ihm ein, dass er das Schreiben über die Hinterlegung ihres gemeinsamen Testaments beim Amtsgericht noch heraus suchen musste. Damit es nicht in Vergessenheit geriet, tat er es sofort. Nun wollte er von niemandem mehr gestört werden. Er legte den Telefonhörer daneben und stellte die Klingel ab.
Nachdem er seinen Schreibtisch aufgeräumt und in der Wohnung Ordnung geschaffen hatte, musste er sich erneut ausruhen. Er stellte seinen Wecker auf
21 Uhr wegen des obligaten Anrufs seiner Frau, denn er wollte vorher den Telefonhörer noch rechtzeitig auf die Gabel legen. Jede kleine Tätigkeit strengte ihn an. Er fand aber keine Ruhe - erste Zweifel regten sich, ob er das, was er vorhatte, seiner Familie nach all den gemeinsamen Jahren antun konnte; noch dazu in einer Zeit, in der seine Frau mehrere Wochen im Krankenhaus lag. Letztendlich beruhigte er sein Gewissen damit, dass sein Sohn bei seinen Schwiegereltern und Beate gut aufgehoben war. Finanzielle Probleme gab es auch nicht, da er im Laufe der Ehe ein beachtliches Vermögen angehäuft hatte. Unabhängig vom Ausgang des Prozesses wollte er sein weiteres Leben nicht ständig in Krankenhäusern verbringen, bis es mit ihm sowieso zu Ende ging.

Zu seinem bewährten Hausmittel Baldrian bei Unruhe- oder Panikattacken konnte er nicht mehr greifen, da dessen Wirkung in Verbindung mit den neuen chemischen Medikamenten potenziert wurde. Das Ergebnis wäre gewesen, dass er gar nicht mehr auf die Beine kommen würde. Er entschloss sich, noch etwas frische Luft zu schnappen. Ziellos irrte er durch die Straßen und landete irgendwie im Großen Tiergarten. Ihm begegneten Spaziergänger und Jogger, die er aber wie bei Nebel nur verschwommen wahrnahm. Nach einer Stunde stand er unvermittelt wieder vor seinem Wohnhaus. Ihm war nicht gegenwärtig, auf welchen Wegen er zurückgefunden hatte.
Seine Frau rief heute Abend bereits gegen 21 Uhr 30 an. Sie beschwerte sich sogleich über eine Schwester, die angeblich zu ihr schnippisch gewesen wäre. Er solle ihr morgen den grünen Morgenmantel mitbringen, der etwas wärmer sei als der, den sie anhatte. Peter brachte nicht viel mehr als ein Ja oder Nein über seine Lippen. "Du bist ja so schweigsam, Peter. Ist irgendwas Negatives passiert?" "Nein nein, Eva, es ist nichts Besonderes vorgefallen. Die Tabletten von Dr. Berthold machen eben müde." "Du musst dir dann andere von ihm verordnen lassen." "Ja ja, nächste Woche." Er musste völlig unbefangen wirken, weil seine Frau sonst ihre Eltern informiert hätte. Das kostete ihn große Anstrengung.
"Wie verträgst du die Entzugserscheinungen?" "Sie sind für mich jetzt besser verkraftbar. Was hast du heute Abend noch vor, Peter?" "Ach, ich sehe mir nur die Nachrichten an und gehe dann ins Bett." "Hier ist es oft so langweilig, weil das andere Bett weiterhin nicht belegt ist. Ich werde vielleicht etwas in einer Illustrierten blättern. Na, dann schlaf gut, Peter." "Du ebenso, Eva." Seine Stimme kippte um, aber sie hatte schon aufgelegt. Schweiß stand ihm nun auf der Stirn. Um vor Eva seine Verzweiflung zu verbergen, hatte ihn das Telefonat enorm viel Kraft gekostet...


Erschienen: 2006. Seiten: 344
ISBN: 3-937494-19-7
Umschlag Paperback. Format 120 x 190 mm.
 
12,90 EUR
 
 
   
  Muhammad W.G.A. Schmidt
Der Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin (Suwen & Lingshu) und Der Klassiker der Schwierigen Fragen (Nanjing)
Grundtexte zur Traditionellen Chinesischen Medizin. Das Gesamtwerk in nur einem Band. Vollständig aus dem Chinesischen übersetzt, herausgegeben, eingeleitet und mit zahlreichen Anmerkungen versehen. Band I: SUWEN (Einfache Fragen). Band II: LINGSHU oder Die Wundersame Türangel im „Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin” sowie Der disputreiche Ergänzungsband: NANJING oder „Der Klassiker der Schwierigen Fragen”
 
     
  01  Der Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin (Suwen & Lingshu) und Der Klassiker der Schwierigen Fragen (Nanjing) Das Huángdì Nèijing oder „Der Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin“ ist der erste und älteste Klassiker zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), der für alle weiteren und späteren Folgeveröffentlichungen in der mehr als 2000-jährigen Geschichte der TCM einen Vorbildcharakter und damit einen autoritativen Status ersten Ranges innehat. Und selbst heute, in einem Zeitalter, wo das heilkundliche System der TCM und das der westlichen Medizin aufeinandertreffen, sich gegenseitig befruchten und ergänzen, ist der wegweisende Charakter dieses Werkes für die heutigen praktizierenden Ärzte der TCM weder infrage gestellt noch in der Abnahme begriffen.
 
 

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