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"Magdeburger Volksstimme" im Dezember 2004 |
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Magdeburg (fk) - Sarah Lander ist eine attraktive und intelligente Frau. Die studierte Lehrerin für Musik und Mathematik tritt nach der Wende ins gesellschaftliche Rampenlicht ihrer Stadt und engagiert sich in einer Partei. Im Sozialbereich ist sie in leitender Position erfolgreich. Sie erlebt aber auch Opportunismus, Grabenkämpfe und Intrigen. 1994 stellen sich schwere Depressionen ein, die sie fast zur Aufgabe zwingen. Es stellt sich sogar der Gedanke ein, dem eigenen Leben selbst ein Ende zu setzen.
Sarah Lander ist Dagmar Uhlmann aus Frankfurt (Oder), Jahrgang 1942 und gebürtige Berlinerin. Sie beschreibt in ihrem dritten Buch nach "Brennen auf meiner Haut - zehn Jahre in der ,Neuen Welt'" und "Eddi packt aus. Aus dem Tagesbuch eines Dackels" ihre jahrelange Leidensgeschichte, die Überwindung der Schwermut und die Rückgewinnung von Selbstvertrauen und Lebensfreude. Die Autorin erzählt von ihrer anfänglichen Hoffnung, dass Medizin und guter Wille alles richten werden, von ihren Erfahrungen mit Klinikärzten, anderen Patientinnen und Freunden. So erfährt der Leser nicht allein Sarahs Schicksal, sondern viele Schicksale mit ihren beruflichen, ganz persönlichen oder partnerschaftlichen Problemen. In den Gesprächen wird sich jeder, eben auch der Nichtdepressive, irgendwie und irgendwo wiederfinden.
So wird Sarah von ihrer Klinik-Freundin Jane angesprochen: "Was meinst du, Sarah, ist am wichtigsten im Zusammenleben zwischen Mann und Frau? Die gleiche intellektuelle Ebene, die Harmonie oder der Sex? Ich finde keine Antwort. Klar wäre es wunderbar, wenn alles zusammenkäme. Gibt es aber nicht." Die einzelnen Episoden werden unterbrochen von der Beschreibung der Gefühle und von Reflexionen bei der Verarbeitung: "Unglaublich, was unsere seelische Mülldeponie an unbewältigten, ungelösten Problemen in sich aufnehmen muss. Aber irgendwann ist die voll. Und dann, was ist dann?" Genau das ist es, was das Buch so sympathisch macht. Der Leser hat nie das Gefühl, dass sich Dagmar Uhlmann selbst in den Mittelpunkt stellt. Er erlebt ihre Gespräche, die Ereignisse und deren Verarbeitung wie in einem Film. Vielen Depressiven wird von Therapeuten geraten, ihre Empfindungen niederzuschreiben, weil dies bei der Verarbeitung der Probleme helfe. Nur wenigen gelingt es, dies in einer Weise zu tun, dass ein Buch dabei herauskommt, das eine große Hilfe nicht nur für Leidensgenossen, sondern auch für Angehörige und Freunde von Depressiven wird. Dagmar Uhlmann hat das Buch nicht nur aus eigenem Antrieb geschrieben. Es ist ihr auch vorzüglich gelungen. Wie wichtig diese Leistung ist, zeigen folgende Fakten: Rund 30 Prozent der Deutschen zwischen 18 und 64 Jahren leiden zumindest zeitweise unter psychischen Erkrankungen. Rund vier Millionen Deutsche sind behandlungsbedürftig. Depressionen sind bei Frauen der häufigste Grund zur Frühverrentung, bei Männern der zweithäufigste.
Es sind ja nicht die Stumpfen und Gleichgültigen, an denen alles abperlt, die von Depressionen heimgesucht werden. Es sind die Individualisten, die Sensiblen, die Ernsten, die, die Einheit zwischen sich, Welt und Sinn suchen. Und diese erfahren zu leicht unter dem Druck der Außenwelt und Konformität ihre Verwundbarkeit. Sarah Landers Weg von Tabletten zu neuem Lebenswillen endet so: "Sarah spürt es, sie weiß es: Sie will leben, und jetzt erst recht!"
Mehr Informationen finden Sie in unserem Online-Katalog:
„DEPRESSIONEN – die stille Hölle“
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