|
|
|
|
In „Der Blickpunkt“ am 25. September 2004 |
|
Depressionen – die stille Hölle
Beschreibung einer langen Flucht aus der stillen Hölle
Frankfurt (Oder). Es ist ein alter Köhlerglaube, dass Depressionen etwas für halbe Hemden wäre, für Weicheier, wie es neudeutsch heißt. Das Gegenteil ist meistens der Fall, und das ist es auch, was die Betroffenen ebenso schockiert wie ihre Umgebung. Eben waren sie noch die Macher, die andere schoben, die Mutmacher und Verteiler von Streicheleinheiten, die Powerfrauen und Stehaufmännchen, und plötzlich stehen, nein, liegen sie da, ein Häufchen Elend, nicht ansprechbar, jenseits des Rubikon, von wo die Welt reichlich überflüssig aussieht und sinnlos allemal. „Ich dachte auch erst, was lässt sie sich so hängen“, verrät Manfred Uhlmann. Seine Frau Dagmar war eine von denen, die in die „stille Hölle“ fielen. Und sie hat ein Buch über ihre Depressionen geschrieben, das diesen Titel trägt. Vergangene Woche stellte sie es im Kurfürstensaal des Junkerhauses den rund 40 eingeladenen Gästen vor. Kurz darauf fand die Buchpremiere in der Hutten-Buchhandlung statt, wo das nunmehr dritte Buch der Frankfurter Autorin auf lebhaftes Interesse stieß. Es ist die Unmittelbarkeit des Berichtes, der die Zuhörer Anteil nehmen lässt an dem nur wenig verfremdeten Schicksal der Protagonistin Sarah, hinter der unschwer die Autorin zu erkennen ist. Zwar hat sie die Menschen ihrer Umgebung hinter anderen Namen und anderen Details verschwinden lassen, doch die Authentizität ihrer Beschreibung soll das nicht trüben. Angefangen beim sonntäglichen Zusammenbruch 1994 bis heute. Wenn Dagmar Uhlmann eindringlich liest, schwingt auch die Botschaft mit: Nun seht her, ich habe mich wieder aufgerappelt. Die Hölle hat mich wieder ausspucken müssen, und das hat mit mir selbst zu tun und mit denen, die mit mir waren.
Dazwischen liegen die Geschlossene Abteilung der Psychiatrie, die Belastung der Familienbeziehungen bis an den Rand des Erträglichen und viele andere Episoden, die Dagmar Uhlmann mit bestechender Ehrlichkeit sich selbst und ihrem Publikum gegenüber schildert. Ihre Leser zeigten sich dankbar dafür. Ein gutes Omen für das Buch aus dem viademica.verlag berlin.
Mehr Informationen finden Sie in unserem Online-Katalog:
„DEPRESSIONEN – die stille Hölle“
|
|
|
|
|
|