|
|
|
|
„Märkische Oderzeitung“
am 8. Juli 2003 |
|
Märkisch-Oderland (MOZ) Rolf Thieme hat es gewagt. Der Verleger hat das kaufmännische Risiko auf sich genommen, die beiden Bände des Standardwerkes „Das Oderbruch“ von Peter Fritz Mengel als Reprint neu aufzulegen. Wie es dazu kam und ob es das letzte Wort in Sachen Oderbruch-Literatur ist, darüber sprach mit ihm MOZ-Redakteurin Silke Müller.
Seit Jahren war eine Reprintausgabe des Mengel-Buches angekündigt. Warum hat es so lange gedauert?
So lange war es für uns gar nicht. Man muss wissen, dass das Vorhaben erst ein anderer Verlag geplant hatte, der dann aber das Projekt offenbar nicht ganz schultern konnte. Ich habe es jetzt mit meinem viademica.verlag jetzt versucht. Natürlich nicht ohne vorher juristisch alles abzuklären.
Warum haben Sie sich für dieses komplizierte und teure Projekt entschieden?
Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen würden sich große Verlage mit solch aufwändigen Vorhaben kaum beschäftigen. Es ist ein Nischenprodukt, für einen kleinen Verlag wie uns wohl genau das Richtige. Zum zweiten bin ich durch meine frühere Zusammenarbeit mit Dr. Karl Spiegelberg, der ja das „Oderstomsystem“ geschrieben hat, an die Thematik „Oderbruch“ bereits intensiv herangeführt worden. Verstehen Sie mich richtig: Ein Buch über das Oderbruch zu machen, heißt doch zugleich, Weltgeschichte festzuhalten. Friedrich der Große, von Hardenberg und wie sie alle heißen sind doch nicht irgendwer! Das hat mich schon gereizt!
Man kann sich kaum vorstellen, wie ein solches Reprint entsteht. Können Sie das ein wenig genauer erklären?
Oh, da gibt es sehr vieles zu erklären. Das fängt schon mit dem Beschaffen der Vorlagen an. Also wir brauchten das alte Buch von Peter Fritz Mengel. Wir haben Bücher gehabt, da waren die Seiten nicht nur angegilbt oder abgegriffen. Sie waren zum Teil zerrissen, fehlten ganz und waren so für einen Reprint anhand der Originalvorlage nicht nutzbar. Zu unserem Glück hat uns der Frankfurter Stadtarchivar Ralf-Rüdiger Targiel letztlich mit drei gut erhaltenen Originalbänden helfen können.
Und diese Bände wurden dann Seite um Seite nachgesetzt?
Jede Seite wurde digitalisiert und danach bearbeitet. Das heißt, sozusagen digital Millimeter für Millimeter gereinigt, auch mal ein Buchstabe ersetzt, der anders nicht mehr zu retten war.
Sie haben einige Seiten zusätzlich in der Reprintausgabe, wie zum Beispiel die von Reinhard Schmook geschriebene Biografie über Mengel. Alle zusätzlichen Seiten haben Sie der ursprünglichen Schrift angepasst?
Ja, aber auch wirklich nur angepasst. Ich habe lange versucht, die Bleisatz-Letter in der Schriftart zu finden, die einst für das Originalbuch verwendet wurde – es gibt sie offenbar nicht mehr. Verändert haben wir auch die Bildtafeln. Im Originalbuch sind sie auf extra Bildtafeln mit speziellem Papier. Das war damals drucktechnisch gar nicht anders machbar. Wir haben sie direkt in den Text als Bildtafeln eingebaut. Nicht weil wir das Original nicht ehren, aber ganz ehrlich: Mit solchen Extraseiten für Bildtafeln hätte wohl niemand mehr das Buch im Laden bezahlen können. Wir haben uns dehalb für den finanziell für die Interessenten vernünftigsten Weg entschieden.
Wie hoch ist die Auflage?
1500, etwa so viel also wie einst beim Original.
Ist für Sie mit dem Erscheinen des Reprints die Sache abgeschlossen?
Eher im Gegenteil. Im nächsten oder übernächsten Jahr soll ein dritter Teil zum Buch „Das Oderbruch“ erscheinen.
Ein dritter Reprint?
Natürlich nicht. Es soll die Fortsetzung des Doppelbandes von Mengel werden. Dessen Aufzeichnungen hören mit dem Druckjahr von Band II 1934 auf.
Wer wird diesen neuen Teil schreiben?
Ich habe Dr. Reinhard Schmook gewonnen, ein Autorenkollektiv zu leiten, das die Geschichte ab 1934 bis heute fortschreibt. Und vielleicht finden die Bände sogar einmal Eingang in den Schulunterricht. Bis dahin gibt es sie im Buchhandel.
Mehr Informationen finden Sie in unserem Online-Katalog:
„Das Oderbruch“
|
|
|
|
|
|