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Presse allgemein |
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Sprüche und Gedichte zur Geschichte 1987–2008
Walter M e i e r s garstige Verse zur Zeitgeschichte
Wie wohltuend Pressefreiheit sein kann, was man sich ohne Bevormundung und drohende Repressalien erlauben darf, zeigen heute viele deutsche Kabarettisten und Kritiker. Unverblümt den Mächtigen der Politik und den kleinen Möchtegerns nebenan die Meinung geigen – das hätte er sich schon zu DDR-Zeiten gewünscht. Aber Meier, damals „nur“ ein Meister des Sports, hatte in dieser vergangenen Zeit ob seiner deftigen Glossen über „Ungereimtes“ im DDR-Sport manch harten Nackenschlag zu ertragen. Seine unverhohlenen Kritiken, zum Beispiel am Brimborium um den bei Olympia `64 verletzten halleschen Fußball-„Matador“ K. U., die das SED-Bezirksorgan „Freiheit“ hatte durchgehen lassen, kosteten ihm fast seinen Trainer-Job.
Nun aber, befreit von jeglicher Zensur (und mit unendlich viel Zeit als Rentner) legt er los: Viele seiner gereimten „Sprüche zum Jahreswechsel“ – ursprünglich als Neujahrsgrüße an seine Freunde und Bekannten seit 1987 verschickt – strotzen vor geharnischtem Sarkasmus, Zorn und Frust, sind Satire und Zweifel zugleich am Weltgeschehen. Da bekommen Ex-Präsident Bush („… der eigentlich hängen müsste“) und auch unsere „Änjela“ derbe Vorwürfe aufgetischt; immer wieder hinterfragt er, der einstige jugendliche Kriegsgefangene, Deutschlands Position zu Kriegen („Endlich darf nun Deutschland wieder schießen! Kriegt dies Land die Schnauze niemals voll?“); und auch unser Papst „Benedikt Numero sechzehn“ gefällt ihm nicht. „Wie kann man sich derart verwählen!“, fragte er 2005 mit Blick auf USA und Vatikan. Euphorie jeglicher Art und ganz besonders die beim Fußball sind ihm ein Grauen. War Klinsmann und WM-Platz 3 d a s wert? Nein! „Das Volk vergaß [...] das Heer der Arbeitslosen.“
„Ich äuß’re mich zu unserem eigenen Land,...“, meinte er im Epilog des 112-Seiten-Büchleins. Der Meister des Sports wird dabei wahrlich zum „Meister des Worts“, wie es ihm der Verlag (!) bescheinigt, und ist Heine, Kästner und Ossietzky sinnverwandt und ihnen ähnlich. Nach seinem 2007 erschienenen 480seitigen Prosa-Band „Interview mit mir selbst“ begeistert er jetzt mit wohl gereimten Versen. „Ich weiß (zwar): Gedichte sind nicht jedermanns Sache; politisch gefärbte schon gar nicht. (Aber) heute sind meine Verse so etwas wie ein Notventil, durch das sich der während eines Jahres angestaute Frust entlädt. (Und) an frusterregenden Ereignissen fehle es nie, meinte er 2008. Und etwas pessimistischer: „Ich habe manchen düstren Vers gesungen... Die meisten sind wohl ungehört verklungen. Propheten gelten nichts im eignen Land.“ Glühender Hass, beißender Hohn füllen meist seine Verse, wenn’s um weltpolitische Ungereimtheiten geht; hilfloses Kopfschütteln noch bei den kleinen „Ungereimtheiten“ unserer Tage.
Nur einmal und ganz sachte klingt beim jetzt leider fast erblindeten, doch umso klarer erkennenden Autor – der für mich der Prototyp des lebenslustigen Naturburschen bleibt! – Wehmut an. Vorm „Millennium-Jahr“ 2000 reimte er anrührend:
„Noch singen dem, der hören will, die Lerchen,
noch spricht zu dem, der träumen kann, der Fluß.
Noch lieben sich im Mondenschein die Pärchen,
ich hoffe doch, dass bleibt noch ein paar Jährchen,
zumindest bis i c h Abschied nehmen muss.“
Wer eines der Exemplare in erster Auflage erwischt, macht ein echtes Schnäppchen – mehr noch, er erwischt einen Leckerbissen.
Besprochenes Buch: Walter Meier, „Gereimtes und Ungereimtes“. Sprüche und Gedichte zur Geschichte 1987 – 2008.
viademica.verlag berlin 2009, 112 S., 9,80 €. ISBN 978-3-937494-46-3
Hellmuth K l i m m e r
Meier, Walter: „Gereimtes über Ungereimtes“. Sprüche zur Geschichte 1987–2008. Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied! | Erschienen im viademica.verlag berlin. Berlin 2009. | 112 S. ISBN 978-3-937494-46-3. Preis: 9,80 EUR. Weitere ausführliche Informationen unter www.viademica.de!
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Plakat zum Buch unter Menüpunkt vvb.PERIODICA / PR für vvb.BUCHTITEL (PDF's „Literarischer Im_BISS“ + „Gereimtes über Ungereimtes“)
Mehr Informationen finden Sie in unserem Online-Katalog:
„Gereimtes über Ungereimtes“
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