|
|
|
|
„Neues Deutschland“ |
|
Transportmittel Krimi
Literatur, so ist überliefert, trage eine Botschaft, ausgesandt wie eine Flaschenpost. Ausgangspunkt ist der Autor, und der weiß selbst nicht alles, was er dem Strom der Worte anvertraut. Moderne Literatur bestreitet nachdrücklich, eine Message zu haben. Und nun geht es hier um eine Autorin, die eigentlich nur eine Botschaft hat. Um die zu transportieren, erfindet sie eine Geschichte dazu, mit Figuren, denen sie in den Mund legt, was sie zu sagen hat. Sie sagt’s schon im Titel, der ausgefüllt ist mit ironischer Bitternis: „Die Moderne ist schön“. Die Geschichte von Ellen Brombacher, Jahrgang 1947, spielt in Berlin des Jahres 1999. Die Autorin war hauptamtliche Funktionärin bei der FDJ und in der SED-Bezirksleitung. Sie hat in Nachwendezeiten bereits mehrere Bücher geschrieben, jetzt also zieht sie auf ihre Art Bilanz des Umbruchs aller Werte. Erzählt wird von der „Unterhaltungsdame“ Monique, die aus dem Prostitutionsmilieu ausbrechen will; da kommen Geheimdienste ins Spiel, die Mafia, „rote Socken“ und ein Kubaner, der in Angola und Äthiopien gekämpft hat. Kurz reflektiert wird auch der NATO-Krieg gegen Serbien. Der Handlungsfluss wird zwar oft gehemmt von Erörterung und Diskussion. Doch die haben’s durchaus in sich, weil da Geschichte und Gegenwart miteinander aus ganz besonderer Sicht in Beziehung gesetzt werden. In einem wird einer der beiden damaligen Vorstandsvorsitzenden von Daimler / Chrysler zitiert: „Es gibt einfach keinen Weg, den Kapitalismus aufzuhalten! Menschen, Unternehmen, sogar Regierungen mögen es versuchen... aber sie werden alle scheitern.“ Den globalen Kapitalismus sieht er als „eine Erweiterung der grundlegenden menschlichen Natur“.
Wie „Geschichtsaufarbeitung des Unrechtsstaates DDR“ professionell betrieben wird, kommt ebenso ins Bild wie der heutige Umgang mit Rechtsextremismus. An solchen Stellen lohnt Innehalten und Nachdenken. Vieles von ihrer Botschaft hätte Ellen Brombacher auch als Essay in die Welt schicken können. Ein Krimi freilich findet vielleicht doch mehr Leser, zumal hier auch richtig gut Erzähltes Neugier weckt auf eine Autorin, die Geschichte in Geschichten entdecken kann.
Mehr Informationen finden Sie in unserem Online-Katalog:
„Die Moderne ist schön“
|
|
|
|
|
|